

Nominiert: AUDI – für die Rennstrecke zu laut, für die Straße genau richtig
Audi macht seine serienmäßig lauten R8 und RS-Modelle auf der hauseigenen Rennstrecke leiser – wegen der Anwohner, die ein Klagerecht haben. Auf der Straße fahren die Modelle natürlich so laut wie irgend möglich… Das ist einen Vulgarius wert!
Greenwash by Audi – vom Feinsten: „Nachhaltiges unternehmerisches Handeln in Verantwortung für die Gesellschaft und Umwelt… ist für die AUDI AG eine der Grundmaximen ihrer Geschäftstätigkeit.“ Das Unternehmen spielt nicht nur beim Diesel-Skandal eine tragende Rolle – auch in Sachen Lärm steht die Marke mit den Ringen an vorderster Front, wie zahlreiche Presseveröffentlichungen belegen. Da ist es kein Wunder, dass sich die Anwohner an der Audi-Teststrecke in Neuburg („Audi Driving Expererience“) immer wieder beim Betreiber über den Lärm bei Fahrzeugpräsentationen beschwerten. Und die Herren von Audi nahmen das ernst, schicken medienwirksam Technikvorstände vor Ort und gelobten Nachbesserung.
Dazu muss man wissen, dass es für die Lärmbelastung auf privaten Rennstrecken echte Grenzwerte gibt und folgerichtig einen Rechtsweg für Anwohner. Der BUND hat nachgefragt, wie von Audi auf die Anwohnerbeschwerden reagiert wurde. Natürlich mustergültig! Die Pressestelle teilt mit: „Audi R8- und Audi RS-Modelle, die für die „Audi driving experience“ auf dem Gelände Audi Neuburg im Einsatz sind, sind mit schallreduzierten Abgasanlagen ausgerüstet. Sie sind damit geräuschärmer als Modelle mit Serienabgasanlagen.“
Herzlichen Dank für dieses herrliche Eigentor, liebe Audi Pressestelle. Das heißt doch: Für die private Rennstrecke waren die Serienmodelle zu laut. Für die Straße sind sie genau richtig! Denn auf der Straße gibt es kein Klagerecht für Anwohner, wenn sie von den Audi R8 und RS-Modellen belästigt werden. Ein glasklarer Verstoß des Herstellers gegen § 49 StVZO – denn Audi hat hier ja beweisen, dass es leiser geht, aber das Unternehmen (und die potente Sportkundschaft) das nicht will.
Weitere Informationen: www.motorradlaerm.de

Nominiert: BMW Motorrad – vom Paulus zum Saulus
BMW Motorräder waren vor 2010 mustergültig in Sachen Geräuschentwicklung. Dann kamen die Auspuffklappen für alle R- und alle GS-Modelle und mit ihnen der bayuvarische Motorradkrach. Über den Auspuff des aktuellen Topmodells schreibt die Welt: „… man fragt sich, wie BMW den durch die Homologation bekommen hat“… Gute Frage! Das ist einen Vulgarius wert!
Das Markenimage der BMW Motorräder war früher eher bieder, jedenfalls nicht krawallig. Im Gegenteil: An wem schon einmal ein BMW Polizeimotorrad vorbeigeschnurrt ist, der weiß, dass leistungsstarke und zugleich leise Motorräder möglich sind. Aber da war doch was: Beim Motorradlärm-Symposium des Umweltbundesamts im Jahre 2010 klagte ein BMW-Motorrad-Mitarbeiter einem BUND-Vertreter sein Leid: Keine Ersatzauspuffanlagen würde man verkaufen. Die Originale seine viel zu leise für den Publikumsgeschmack…
Da hat BMW seither gründlich nachgebessert und die Strategie gewechselt. Die Sportmaschine BMW S1000 RR gehört mit rund 200 PS nicht nur zum leistungsstärksten, was der Markt hergibt, sondern auch zum lautesten. In einschlägigen Internetforen wird diskutiert, dass man mit diesem Motorrad im Serienzustand wegen Lärms von der Rennstrecke fliegen kann (u.A. Sachsenring) und die „Welt“ stellt im Test der S1000 RR fest: „Mit diesem (Auspufftopf) einher geht ein ganz neuer Sound, der im Stand aggressiv und brabbelnd daher kommt, bei höheren Drehzahlen aber schnell laut und bis an die Grenzen schrill wird – und man fragt sich, wie BMW den durch die Homologation bekommen hat. “ Wir fragen uns das nicht: Motormanagement und Klappenauspuffe haben Einzug gehalten bei BMW.
Auf Anfrage teilt die Pressestelle von BMW Motorrad mit, dass alle Kräder der R- und S-Modellreihen mit Klappenauspuffen ausgestattet sind und dass diese Klappenauspuffe der „optimalen Gestaltung des Klangbildes“ dienen. Völlig gesetzeskonform sei das, wie die BMW Pressestelle schreibt. Auf die Frage, was die Klappenauspuffe vom „Cycle Beating“ beim Dieselskandal unterscheide, erhalten wir keine Antwort. Fakt: Selbst die GS-Modelle, deutschlands meistverkaufte Tourenmotorräder, haben einen Klappenauspuff, der sogar BMW-Kunden bisweilen zu laut ist. Früher Vorbild, heute an der Spitze der Bewegung: Lärm gehört jetzt zum guten Ton bei BMW dazu.
https://www.welt.de/motor/news/article147179015/Fahrbericht-BMW-S-1000-RR. html

Nominiert: EBERSPÄCHER – aus dem Diesel wird ein Lärm-Bolide
Milliarden werden entlang der Verkehrswege in Lärmschutz investiert – und die Firma Eberspächer aus Schwaben macht sich auf, den in ihren Ohren zu dünnen Dieselsound mit Lautsprechern zu übertönen und leise Elektromobilität mit Rennsportlärm „sicherer“ zu machen. Das ist einen Vulgarius wert!
Die Firma Eberspächer im schwäbischen Esslingen stellt neben Standheizungen und Zulieferteilen für die KFZ-Industrie auch „innovative Auspuffsysteme“ her. Eine im Wortsinne „tollsten“ Innovationen der Schwaben: Eberspächer „Active-Sound“ – das sind Außenlautsprecher mit elektronischem Soundgenerator und kraftvollem Verstärker. Entwickelt, um Elektro- und Dieselfahrzeugen zu dem nachgefragten „Bollersound“ zu verhelfen, der Renn- und Sportwagen bei einer speziellen Klientel so beliebt macht.
Wem sein Drei-Liter-Power-Diesel nicht angemessen kling, der kann ihn mit solcherart Ingenieurleistung wirklich laut machen. „Mit der „Perspektive Active Sound“ besteht … die Möglichkeit, Sound zu modellieren – für mehr Emotionen bei kleinmotorigen (Downsize-) Fahrzeugen oder als Sicherheitsaspekt bei zukünftig besonders leiser E-Mobility.“ Damit meint die Firma: Auch wer sich nur einen kleinen Motor leisten kann, der kann mit „Active Sound“ sein Ego mit Lärm aufpolieren. Und bei elektrischen Fahrzeugen geht es (natürlich!) nur um die Sicherheit. Laut Eberspächer schwören bereits mehrere große Fahrzeughersteller auf diesen kraftvollen Lärm-Verstärker. Krasser Widerspruch zu §49 StVZO: „Kraftfahrzeuge müssen so beschaffen sein, … dass die Geräuschentwicklung das nach dem jeweiligen Stand der Technik unvermeidbare Maß nicht übersteigt.“
In diesem Zusammenhang haben wir die Compliance-Philosophie der Firma zu Rate gezogen: „Die Befolgung von Recht und Gesetz, die Einhaltung von internen Regelwerken sowie die Achtung ethischer Grundwerte immer und überall sind für uns die Grundlage, auf der unser wirtschaftlicher Erfolg basiert. Wir bekennen uns dabei zu unserer sozialen Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, Geschäftspartnern und dem Gemeinwesen sowie zur Bewahrung der Umwelt und Schonung natürlicher Ressourcen. “ Anwohner fallen offensichtlich nicht unter die Eberspächer-Definition von „Gemeinwesen“. Was die Firma unter „ethischen Grundwerten“ versteht, bleibt wohl angesichts des besprochenen Produkts ein Geheimnis der PR-Abteilung.
Quelle: www.eberspaecher.de
Weitere Infos: motorradlaerm.de

Nominiert: KESSTECH – System erkennt Lärmprüfung
Kesstech ist Meister in der legalen Umgehung von Lärm-Zulassungsnormen am Motorrad. Und damit werben die Unterfranken sogar: „Die Schalldämm-Klappen greifen künftig nur noch ein, wenn die Elektronik erkennt, dass der Endschalldämpfer einer Geräuschmessung unterzogen wird“. So geht „Cycle Beating“. Das ist einen Vulgarius wert!
Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Als Hersteller von Zubehör-Auspuffanlagen hat sich die Firma aus Unterfranken maximalen Lärm-Spaß auf die Fahne geschrieben – für die Fahrer von BMW- oder Harley-Davidson-Motorrädern. Auf ihrer Internetseite erklären die Unterfranken, wie sie aus Produkten, die einst als Schalldämpfer gedacht waren, die maximale Lautstärke holen. Zitat: „Das Kesstech-Team arbeitet von Tag zu Tag daran, jedem Motorradfahrer seinen ganz persönlichen Fahrspaß zu ermöglichen“. Hier: Spaß auf Kosten anderer. Auf der eigenen Internetseite erklärt das Unternehmen ungeniert, wie Cycle Beating geht – natürlich alles „legal“: „die 3. Generation des Elektronischen Soundmanagements ESM3 … greift künftig nur noch ein, wenn die Elektronik erkennt, dass der Endschalldämpfer einer Geräuschmessung… unterzogen wird. “
Im Klartext: Wenn der Prüfzyklus des TÜV erkannt wird, macht die Auspuffklappe zu – und das „System“ erfüllt die Regeln. Wenn keiner misst, schaltet die clevere Automatik auf krawalligen Durchzug. Und weil der Erkennungsprozess „optimiert“ worden ist, schließen die Auspuffklappen den Auspuff immer seltener: „Da die Elektronik den Prüfzyklus in der Vorbeifahrtmessung exakter erkennt, bedeutet dies, dass die Versteller (hier Schönsprech für: Auspuffklappen) der Kesstech-Auspuffanlage innerhalb eines deutlich schmaleren Bereiches schließen als bislang. Darüber hinaus wird aber nun auch viel exakter diagnostiziert, ob das Fahrzeug … auch tatsächlich getestet wird. Erkennt die Elektronik, dass dies nicht der Fall ist, öffnen die Versteller wieder sehr zeitnah. “
Schöner kann man nicht erklären, wie intensiv das Team dieses Herstellers daran arbeitet, bestehende Umwelt- und Lärm-Normen immer weiter zur Farce zu machen. Auch wie man die Polizei zum Narren hält, wird erklärt: „Weiter wurde auch der Bereich für die offizielle Standgeräuschprüfung exakter gefasst“. Sprich: Nur kein Dezibel im Standgeräuschmodus verschenken, wenn die technisch spartanisch ausgestatteten Polizisten sich wundern, dass das vorher unfassbar laut gefahrene Fahrzeug im Standgeräusch plötzlich im Lärmverhaltn den Fahrzeugschein entspricht. Für alle Besitzer einer so ausgestatteten Maschine bedeute dies, „dass die aktivierte Anlage im Regelfall nahezu dauerhaft geöffnet gefahren werden kann.“
Quelle: www.kesstech.de
https://www.kesstech.de/de/unternehmen/news/kesstech-elektronik-esm3/